Anfänge der Hypnose

Vermutlich ist Hypnose so alt wie die Menschheit selbst. Immer schon war das intuitive Wissen vorhanden, dass es neben unserem ewig plappernden Verstand auch ein Bewußtsein gibt. Medizinmänner und Schamanen bringen seit alters her sich selbst oder ihre Patienten in eine hypnotische Trance, um eine andere Bewußtseinsebene zu erreichen, wo sie nach der Ursache für Dysbalancen suchen, die auf der kognitiven Ebene nicht sichtbar sind.
Im alten Ägypten kannte man überdies den Tempelschlaf zur Linderung von Beschwerden.
Hypnose als Coaching-Technik kann man am besten definieren als eine willentlich herbeigeführte, planmäßige Änderung des Bewusstseinszustands mit dem Ziel auf einer anderen als der kognitiven Ebene eine Erfahrung zu machen. So weit, so gut.

Was passiert genau in einer Hypnose?

Im Zustand der Hypnose ist der kognitive Verstand etwas leiser gedreht, gleichzeitig bleibst du zu jeder Zeit ansprechbar, wach und im Vollbesitz deiner geistigen Kräfte. Im gleichen Atemzug wird das, was wir Unterbewusstsein, innere Stimme oder Seele nennen, präsenter und deutlicher. In unserer Kindheit sind wir damit noch in gutem Kontakt. Im Laufe des Lebens verliert sich dieser intuitive Kontakt allmählich, weil in Erziehung und Ausbildung der Fokus auf der Schulung unseres Verstandes liegt. Nur noch manchmal meldet es sich als Bauchgefühl, bei einigen mehr, bei anderen weniger.

Mit bildgebenden Verfahren, wie einem EEG kann man heute nachweisen, dass in einer hypnotischen Trance andere Gehirnareale aktiviert und damit andere Gehirnfrequenzen aufgefangen werden können als im Wachzustand. Du hast sozusagen einen anderen Sender eingestellt. Physikalisch ausgedrückt, wechselt die Frequenz der Gehirnwellen von Beta (12 – 38 Hz, Wachzustand) zu Alpha (8 – 12 Hz, zwischen Tag und Traum). Aufnahmefähigkeit und Erinnerungsvermögen sind im Alpha-Zustand besonders hoch.

Wie kommt der Klient in eine Hypnose?

Das Wichtigste vorab: niemals ohne ausführliches Vorgespräch! Danach wählt der Hypnosecoach je nach Anliegen die passenden, einleitenden Worte aus, die das Unterbewusstsein wecken und gleichzeitig das kognitive Denken beschäftigt halten. Man nennt es Induktion, sodass der Klient tunnelartig fokussiert ist auf sein inneres Geschehen. Das anschließende Hypnosecoaching verläuft ähnlich wie ein „normales“ Gespräch. Der Coach stellt Fragen und erkennt aufgrund seiner Erfahrung in den Antworten des Klienten, ob sie aus dem Unterbewußtsein kommen oder der Verstand „hineinfunkt“. Dein Coach hilft mit seinen Fragen, auf der Spur zu bleiben. Im Wissen, dass das Unterbewusstsein die Ursache des Problems bereits kennt, kann so der Klient den Weg zur Lösung in sich selbst finden.

Faszination und Ablehnung

Immer wieder erlebe ich in Gesprächen über Hypnose, dass Menschen gleichzeitig fasziniert und ablehnend reagieren. Woher kommt das? In meinen Augen hat es damit zu tun, dass wir es uns einesteils sehr wünschen, einmal die Kontrolle abgeben zu dürfen, einmal nicht mehr denken zu müssen (wir denken ohnehin immer wieder das gleiche), dass wir den tiefen Wunsch haben, einmal ganz bei uns zu sein, so wie kurz vor dem Einschlafen, wenn wir alles loslassen. Wir ahnen, dass auf dieser Ebene die Kraftquelle für die Lösung unserer Themen liegen könnte, und haben vielleicht den Gedanken Albert Einsteins im Hinterkopf, dass wir unsere Probleme nicht mit derselben Denkweise lösen können, durch die sie entstanden sind. Und andererseits haben wir genau vor diesem Kontrollverlust Angst. Wer spricht denn da, wenn nicht mein Verstand?

Drei Bedenken und ihre Auflösung

Diese drei Bedenken sind es, die ich immer wieder höre:

1. Was passiert, wenn ich in der Hypnose etwas Schlimmes entdecke?

Du kannst dir 100% sicher sein, dass dein Unterbewusstsein, Dich – Mensch – vor dem schützen wird, was du (noch) nicht verarbeiten kannst. Es wird dir einfach keinen Zugang geben, und der Hypnosecoach wird dich sanft wieder aus der Trance herausführen. Es kommt im Übrigen relativ selten vor, dass wir abgrundtief schreckliche Dinge in uns entdecken. Das ist wieder einmal eine unserer Vorstellungen.

2. Was ist, wenn ich aus einer Hypnose nicht mehr „aufwache“?

Eine meine Ausbilderinnen sagte einmal: es ist noch nie jemand in einer Hypnose geblieben! Du darfst darauf vertrauen, dass dein Hypnosecoach die Techniken sehr genau kennt, mit denen er dich wieder ins Hier und Jetzt zurückbegleitet, auch in einer Sitzung per Videotelefonie. In meiner Ausbildung war die Ausleitung einer Hypnose das allererste, was wir gelernt haben. Auch per Videotelefonie gibt es hervorragende Techniken, die dich zurückholen, selbst wenn die Verbindung unterbrochen sein sollte.

3. Wie schütze ich mich davor, als willenloses Etwas vorgeführt zu werden?

Das ist vermutlich eine Vorstellung aus dem Fernsehen, wo ein Show-Hypnotiseur eine extrem suggestible Person aus dem Publikum auswählt und sie vorführt. Natürlich gibt es das. Es gibt alles! Und das was „reißerisch daherkommt“, setzt sich in den Köpfen am nachhaltigsten fest. Fakt ist aber, dass Hypnose ein Entspannungsverfahren ist, was therapeutisch genutzt werden kann. Artverwandt sind das Autogene Training, die Progressive Muskelrelaxation oder die Meditation. Organisationen wie die Milton Erickson Gesellschaft oder mein Ausbildungsinstitut TherMedius tragen dazu bei, die Wirksamkeit und den großen Nutzen von Hypnose in die Welt zu tragen.

Über allem steht die Beziehung, die du zu deinem Coach hast. Hast du kein Vertrauen, lass es sein. „Es ist die Beziehung, die heilt.“ hat einmal Carl Rogers, Begründer der klientenzentrierten Gesprächstherapie gesagt. Genau so ist es. Der Rapport muss stimmen. Das ist die halbe Miete.

 

Zum Schluss noch eine Bemerkung zur Wirksamkeit: Manchmal wirkt das was du in Hypnose durchdrungen hast sofort, manchmal nach 72 Stunden und manchmal erst nach 2-4 Wochen. Unser Gehirn ist beweglich, es kann sich jederzeit neu verdrahten und neue Synapsen bilden, egal wie alt du bist. Und plötzlich stellt sich dein Thema in einem neuen Licht dar.

In diesem Sinne hoffe ich, dass ich die Bedenken vor einer Hypnose zerstreuen konnte und wünsche Dir viele neue und hilfreiche Erkenntnisse damit.